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Top-Management mit noch magerer digitaler Expertise.

Aktuelle Branchenanalysen zeigen im Printmedien- und Verpackungsdrucksektor eine immer noch sehr magere Besetzung von Top-Management-Positionen durch Führungskräfte mit digitaler Kompetenz.

„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digital werden.“ [1] –  fasst pointiert zusammen, in welche Richtung sich in allen Industriezweigen, aber vor allem in der Druckindustrie, die Geschäftsmodelle und grundlegenden Unternehmensprozesse aufgrund der weiter voranschreitenden digitalen Transformation verändern müssen. Seit Jahren ist die Digitalisierung das Top-Branchen-Thema und lässt sich auch in zahlreichen Zukunftsprognosen und Investitionsplanungen der Unternehmer wiedererkennen. [2]

Dennoch wird branchenweit erst in Ansätzen erkannt, welches enorme Wertschöpfungspotenzial in diesem digitalen Wandel steckt, wenn die Druckunternehmen zu entsprechenden Umstrukturierungsprozessen und Entwicklungsmaßnahmen bereit sind. Ein zentraler Grund hierfür ist eine derzeit meist noch selten zu findende, ausreichend digitale Expertise in den Managementebenen. Ein Mangel, der zukünftig jedoch noch mehr Branchenvertretern den Kopf kosten wird.

In einer Branchenanalyse [3] zeigte Apenberg & Partner im vergangenen Jahr bereits auf, dass Medienkonzerne wie Bertelsmann, Axel Springer, Funke und Burda die Entwicklung digitaler Geschäftspotenziale durchaus konsequent zur Chefsache machen, indem entsprechende Managementposten etabliert werden. In den Verlagshäusern sind jedoch Positionen wie Chief Information Officer (CIO), Chief Digital Officer (CDO) oder Chief Technical Officer (CTO)  bisher noch eher selten zu finden: Nur in knapp einem Drittel der deutschen Top 20 Verlage gab es derartige Management-Positionen.

Ähnlich sieht es in den Druckhäusern aus: In einer aktuellen Analyse betrachtete Apenberg & Partner 41 repräsentative Branchenunternehmen, die für ihre innovativen Druckprodukte und -Dienstleistungen in den Bereichen Buch, Akzidenzen, Kataloge, Kalender, Zeitschriften, Zeitungen und Directmailings zu jüngsten Gewinnern oder Finalisten renommierter Branchen-Awards [4] gehören. Dabei wurden die öffentlichen Businessprofile der genannten Geschäftsführer auf der Firmenwebsite, in Pressemitteilungen sowie in Xing und LinkedIn nach der konkreten Nennung digitaler Kompetenzen und/oder einer entsprechenden vorherigen Berufserfahrung untersucht. Die Auswertung ergab, dass nur 34 Prozent dieser Unternehmen durch Geschäftsführer mit explizit digitaler Kompetenz geleitet werden. Bei den separat betrachteten Verpackungsdruckern (zwölf Unternehmen der Kategorie Verpackung, Etiketten und Display) konnte sogar nur in acht Prozent der Fälle eine digitale Expertise im Top-Management gefunden werden. Im Vergleich hierzu werden zehn der namhaftesten Online-Druckereien Deutschlands [5] zu 70 Prozent von digital kompetenten Geschäftsführern gemanagt.

Ein deutlicher Nachholbedarf ist also zu erkennen: Für die langfristige Handlungsfähigkeit und Wirtschaftskraft in der hoch digitalisierten Zukunft müssen die Verlage und Druckereien ihre digitale Reifung auch durch Etablierung einer darin entsprechend kompetenten Führungsebene realisieren. Nur so gelingt einerseits eine bessere Durchdringung der digitalen Trends und Möglichkeiten, spezifisch im Hinblick auf Produkte und Dienstleistungen der Druck- und Verlagsbranche. Zudem ist nur hierdurch ein tieferes Verständnis dafür möglich, wie sich die Wettbewerbsregeln im digitalen Raum ändern. Und schließlich ist auch ein effektives Ressourcenmanagement von großer Relevanz. D.h. die Führungsspitzen der Druck- und Verlagshäuser müssen fähig sein, jene technischen wie auch menschlichen Ressourcen kontinuierlich auf- und auszubauen, die erforderlich sind, um die vielen neuen Geschäftschancen des digitalen Wandels auch wirklich realisieren zu können.

Diesen Artikel finden Sie in Kurzform auch in der aktuellen Ausgabe (9/16) von PUBLISHER,  der Schweizer Fachzeitschrift für Publishing und Digitaldruck

Quellen:

  • [1] Benny Landa, Chairman Landa Digital Printing, http://www.beyond-print.de/2016/03/23/zippers-insights-bericht-vom-4-online-print-symposium/
  • [2] u.a. https://www.apenberg.de/2016/03/30/drupa-trends-2016-die-digitale-druckindustrie/ und  https://www.apenberg.de/2015/06/08/digital-dominiert/
  • [3] Siehe: https://www.apenberg.de/2015/04/23/digitale-transformation-bisher-ohne-digitale-expertise/
  • [4] 41 Unternehmen der Finalisten des Druck&Medien Award 2015 (http://druckawards.de/druckmedien-awards-2015/) und PrintStars 2014 (http://www.print.de/content/view/line/64054)
  • [5] u.a. Flyeralarm, CEWE Stiftung , WIRmachenDRUCK, OnlinePrinters, Unitedprint.com, vollständige Firmenliste bei Apenberg & Partner erhältlich

 

 

 

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